Virtuelle Investigationen: Revisionen des Indizienparadigmas in Literatur und Kunst
Schlagworte:
Indizienparadigma, Medienkomparatistik, Spur, Forensische ÄsthetikÜber dieses Buch
Als Carlo Ginzburg die These formulierte, dass die Geisteswissenschaften wie die Kriminalliteratur im sog. „Indizienparadigma” gründeten, hatte er mit Sherlock Holmes einen Detektiv vor Augen, der persönlich den Tatort besichtigte. Dort erhob er Spuren, kombinierte sie und kam in oftmals ingeniösen, aber auch höchst spekulativen Schlussfolgerungen zur Lösung seines Falls. Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in Forschung und Fahndung muss dieses materiell und empirisch grundierte „Indizienparadigma” jedoch einer Revision unterzogen werden. Denn seit der Privatdetektiv von „Kommissar Computer” Konkurrenz bekommen hat, haben sich die Investigationspraktiken grundlegend gewandelt: So können computergestützte Fahndungs- und Aufklärungsmethoden eine Besichtigung des Tatorts ersetzen, während algorithmische Wahrscheinlichkeitsrechnung vergangene wie zukünftige Fälle erhellt. Der vorliegende Sammelband mit Beiträgen aus der Literatur-, Medien- und Designwissenschaft untersucht, inwiefern solche „virtuellen Investigationen” in Literatur und Kunst der Gegenwart eine Revision des Indizienparadigmas einschließen – und inwiefern Begriffe der Virtualität bereits die Investigativarbeit im 19. Jahrhundert prägten.
Kapitel
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Titelei
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Inhalt
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Einleitung
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Von Anzeigen und WahrheitsprozedurenEine Vorgeschichte des Indizienparadigmas
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How Not To Be SeenMaschinelle Detektion und menschliche Camouflage
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Spuren der ZukunftDas Indizienparadigma und die Generalprävention
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Zweieiige Zwillinge?Zur gegenseitigen Beeinflussung der Entwicklung von Kriminalität und Kriminalistik
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„The Chain of Chance“ im KriminalromanVirtuell-Performative Ermittlungsprozesse und ,Kommissar Zufall‘ in Friedrich Dürrenmatts „Das Versprechen“ und Stanisław Lems „Der Schnupfen“
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Literatur als Ermittlung?Investigative Verfahren in Otmar Jenners „Sarajevo Safari“ (1998) und Norbert Gstreins „Das Handwerk des Tötens“ (2003)
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Das ludische Dispositiv virtueller InvestigationenAuf Spurensuchen in interaktiven Krimi-Formaten
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„Evidence Production“Spurenlesen in Open Source Investigations
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Materielle Zeugen, digitale MusterÜberzeugungsarbeit in der Architektur der Gegenwart
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„Making the Right Real“Sensorische Crowddaten, Ersatzwirklichkeiten und die Ästhetik digitaler Objektivität bei Forensic Architecture
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