Virtuelle Investigationen: Revisionen des Indizienparadigmas in Literatur und Kunst

Autor/innen

Joachim Harst (ed)
Universität des Saarlandes
https://orcid.org/0000-0002-9459-3833
Nursan Celik (ed)
FU Berlin
Rahel Jendges (ed)
Universität zu Köln

Schlagworte:

Indizienparadigma, Medienkomparatistik, Spur, Forensische Ästhetik

Über dieses Buch

Als Carlo Ginzburg die These formulierte, dass die Geisteswissenschaften wie die Kriminalliteratur im sog. „Indizienparadigma” gründeten, hatte er mit Sherlock Holmes einen Detektiv vor Augen, der persönlich den Tatort besichtigte. Dort erhob er Spuren, kombinierte sie und kam in oftmals ingeniösen, aber auch höchst spekulativen Schlussfolgerungen zur Lösung seines Falls. Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in Forschung und Fahndung muss dieses materiell und empirisch grundierte „Indizienparadigma” jedoch einer Revision unterzogen werden. Denn seit der Privatdetektiv von „Kommissar Computer” Konkurrenz bekommen hat, haben sich die Investigationspraktiken grundlegend gewandelt: So können computergestützte Fahndungs- und Aufklärungsmethoden eine Besichtigung des Tatorts ersetzen, während algorithmische Wahrscheinlichkeitsrechnung vergangene wie zukünftige Fälle erhellt. Der vorliegende Sammelband mit Beiträgen aus der Literatur-, Medien- und Designwissenschaft untersucht, inwiefern solche „virtuellen Investigationen” in Literatur und Kunst der Gegenwart eine Revision des Indizienparadigmas einschließen – und inwiefern Begriffe der Virtualität bereits die Investigativarbeit im 19. Jahrhundert prägten.

Kapitel

Autor/innen-Biografien

Joachim Harst, Universität des Saarlandes

Joachim Harst übernimmt seit April 2024 die Vertretung des Lehrstuhls für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität des Saarlandes. Nach einem Studium von NdL, Philosophie und Geschichte in Tübingen und Aix-en-Provence (abgeschlossen 2006 mit der Magisterarbeit Textspalten. Fetischismus als literarische Strategie) arbeitete er an der Yale University bei Prof. Rüdiger Campe an dem Dissertationsprojekt Heilstheater mit Schwerpunkt auf dem problematischen Verhältnis von Theater und Theologie in Texten von Kleist und Gryphius (abgeschlossen 2010). Von 2010 bis 2018 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Christian Moser (Universität Bonn, Institut für Germanistik, Abteilung Komparatistik). Von Oktober 2018 bis März 2024 hatte er die Juniorprofessur Komparatistik an der Universität zu Köln inne. 2021 erschien seine Habilitationsschrift »Universalgeschichte des Ehebruchs.« Verbindlichkeit zwischen Recht, Religion und Literatur (Wallstein).

Ulrich Meurer, Central European University Wien

Ulrich Meurer ist Gastprofessor an der Visual Studies Platform und im Programm Culture, Politics and Society der Central European University Wien. Forschungs- und Lehrtätigkeiten u.a. an den Universitäten Wien, Düsseldorf, Bochum und Princeton. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Filmund Medienphilosophie, der Archäologie von (Bild-)Medien sowie der Relationen zwischen analoger/digitaler Audiovisualität und politischer Theorie.

Felix Bode, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW

Felix Bode ist Professor für Kriminologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW, Abteilung Köln. Seine Forschungs- und Publiktionsfelder liegen im Bereich Kriminalgeografie und Predictive Policing.

Harald Kania, Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung

Harald Kania ist Professor für Psychologie am zentralen Lehrbereich der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl. In seiner Forschungs- und Beratungstätigkeit beschäftigt er sich mit den Bereichen Neues Arbeiten/Arbeit 4.0, Personalentwicklung, Kriminologie und Polizeipsychologie.

Stefan Kersting, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW

Dr. Stefan Kersting ist Professor für Kriminalistik und Kriminologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV NRW). Seine Forschungsinteressen liegen derzeit im Bereich der Polizeiforschung.

Antonia Eder, FU Berlin

Antonia Eder, PD Dr. phil., vertritt derzeit eine Professur für Neuere deutsche Literatur an der FU Berlin; zuvor nahm sie Professurvertretungen an der Universität Bonn und am KIT wahr, wo sie regulär eine Stelle als Mitarbeiterin am Institut für Germanistik hat. Zuvor war sie Oberassistentin am Département d'allemand der Universität Genf.

Carolin Höfler, Technische Hochschule Köln

Carolin Höfler studierte Kunstgeschichte, Neuere deutsche Literatur und Theaterwissenschaft an den Universitäten Köln, Wien und Berlin (FU) sowie Architektur an der TU Berlin. Sie promovierte 2011 an der Humboldt-Universität zu Berlin bei Horst Bredekamp zum Thema „Form und Zeit. Computerbasiertes Entwerfen in der Architektur“. Seit 2013 ist sie Professorin für Designtheorie und -forschung an der TH Köln und leitet dort die Forschungsstelle „Echtzeitstadt“. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Kulturtechniken des Entwerfens, architektonische Bildlichkeit, digitale Form, Raum-Zeit-Modelle, Materialsysteme, mediale Durchdringung des öffentlichen Raumes, ephemerer Urbanismus, investigative und dokumentarische Praktiken in Architektur und Design

Nursan Celik, FU Berlin

Nursan Celik ist aktuell Juniorprofessorin in Vertretung im Fach Neuere Deutsche Literatur an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Lehrbeauftragte in der Komparatistik an der Freien Universität Berlin. Sie promovierte am Sonderforschungsbereich 1385 Recht und Literatur an der Universität Münster, war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Exzellenzcluster 2020 „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“ an der Freien Universität Berlin und Visiting Scholar am King’s College London und an der University of British Columbia, Vancouver. Ihre Dissertation „Das Recht der Fiktion. Zu den Lizenzen und juristischen Implikationen fiktionalen Schreibens“ erschien kürzlich im Verlag J. B. Metzler.

Tobias Lebens, Universität Tübingen

Tobias Lebens, Doktorand an der Universität Tübingen und dort von 2019-2023 Dozent am Deutschen Seminar und Wiss. Mitarbeiter von Prof. Sigrid Köhler. Promoviert zum Thema Literarische Verfahren der Ermittlung und poetisches Wissen in deutschsprachigen Texten zum Jugoslawien-Krieg. Forschungsfelder: Deutschsprachige Literatur und Krieg im 20./21. Jahrhundert, Literatur und Wissen, Investigative Ästhetiken, Literatur und Zeugenschaft.

Reinhard M. Möller, Universität Frankfurt a.M.

Reinhard M. Möller ist seit 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, zuvor in Würzburg (2015–2016) und Bonn (2014–2015). Nach einem Magisterstudium der Komparatistik, Philosophie und Germanistik in Berlin, Kopenhagen und Basel und einem Promotionsstudium am GCSC in Gießen und an der Cornell University promovierte er mit einer Arbeit über Ästhetik und Reiseliteratur im späten 18. Jahrhundert (erschienen 2016 im Wilhelm Fink Verlag). Er arbeitet derzeit an der Fertigstellung eines Habilitationsprojekts zu Serendipität als Kreativitätsmodell in der Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts.

Vesna Schierbaum, Universität Siegen

Vesna Schierbaum ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am SFB 1187 "Medien der Kooperation" in Siegen. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg 2132 "Das Dokumentarische. Exzess und Entzug" in Bochum. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Sensormedien, mobile Medien, Crowdsensing, Datenpraktiken, Praktiken der Repräsentation.

Johannes Ueberfeldt, Universität Münster

Johannes Ueberfeldt, M.A. studierte Germanistik, Philosophie und Kulturpoetik der Literatur und Medien an der Universität Münster. Forschung zur (Kriminal-)Literatur des 19. Jahrhunderts, Filmtheorie, Literatur-, Medien und Kultursemiotik. Zuletzt erschienen: „Freedom, Human Dignity, and Digital Self-Determination: European Perspectives in Speculative Fiction”. In: Laura A. Zander and Nicola Kramp-Seidel (Hgg.): Europe in Law and Literature Transdisciplinary Voices in Conversation. de Gruyter 2023.

Rahel Jendges, Universität zu Köln

Rahel Jendges ist wissenschaftliche Hilfskraft an der Juniorprofessur Komparatistik der Universität zu Köln.

Buchcover mit Illustration von Trevor Paglen

Downloads

Veröffentlicht

Juni 4, 2024

Angaben zur Monografie

ISBN-13 (15)

978-3-946275-18-3

Zitationsvorschlag

Harst, J., N. Celik, und R. Jendges, Herausgeber. Virtuelle Investigationen: Revisionen Des Indizienparadigmas in Literatur Und Kunst. USB MONOGRAPHS, 2024, doi:10.18716/omp.35.